Vertrauensleutewahlen 2024

„Wir Vertrauensleute lassen Worten Taten folgen“

06.05.2024 | „Ganz oder gar nicht“ lautet die Devise, nach der Manuela Krause sich engagiert. Und wer die 57-jährige Vertrauensfrau von ZF Getriebe in Brandenburg an der Havel erlebt, der weiß, dass das nicht nur leere Worte sind, sondern von Manuela Krause genauso gelebt wird. Über ihr vielfältiges Engagement, das sich weit über die Vertrauensleutearbeit erstreckt, erzählt sie im Interview.

Manuela Krause (r.) ist Vertrauensfrau bei ZF Getriebe in Brandenburg an der Havel – hier IM Bild mit Stefanie Jahn, Erste Bevollmächtigte, bei der Aktivenkonferenz der IG Metall Potsdam-Oranienburg Ende April.

Vor dem Werktor von ZF Getriebe: Manuela Krause wartet auf die Kolleginnen und Kollegen, die Schichtende haben, um sie für die Beschäftigtenbefragung zu gewinnen.

Bevor es zum Werktor ging, haben die Aktiven die Nutzung der App für die Befragung ihrer Kolleginnen und Kollegen geübt. Fotos: Kathryn Kortmann

Manuela, kein Name ist heute (29. April) bei der Auswertung Eures Praxisteils im Rahmen der Aktivenkonferenz der IG Metall Potsdam-Oranienburg so häufig gefallen wie Deiner. Deine im wahrsten Sinne des Wortes zupackende Art hat Eindruck gemacht und begeistert.
Manuela
(grinst verschmitzt): Ja, der Praxiseinsatz war ja für alle ein Sprung ins kalte Wasser. Wir ZFler waren da gegenüber den Aktiven aus den anderen Betrieben schon ein bisschen im Vorteil, weil wir die Kolleginnen und Kollegen, die wir beim Schichtwechsel abgefangen haben, ja doch eher kannten als die anderen Teilnehmenden der Konferenz.

Erzähl mal von dem Praxiseinsatz.
Manuela:
Wir haben uns heute Morgen zur Aktivenkonferenz getroffen, um uns auf die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie vorzubereiten – und es ging direkt in die Vollen. Nach einer kurzen technischen Einführung in die Befragungsapp auf unseren Smartphones haben wir in der Mittagszeit zum Schichtwechsel bei ZF an beiden Toren Stellung bezogen, um die Ansprache der Kolleginnen und Kollegen zu üben und die Beschäftigtenbefragung zur Tarifrunde auch gleich mit ihnen durchzuführen. Das ging erst ein bisschen schleppend los. Manch einer von den Kollegen war ein bisschen schüchtern und hatte anfänglich vielleicht Hemmungen, die Befragung durchzuführen.

Da hast Du das Eis gebrochen …
Manuela: … indem ich unsere Leute, die aus dem Werk kamen, am Drehkreuz abgefangen, untergehakt und zu den Konferenzteilnehmenden geführt habe. Daraus hat sich dann eine Art Eigendynamik entwickelt. Ich habe kein einziges eigenes Interview geführt, dafür dann eine Art Vermittlerrolle gespielt.

Das scheint Dir zu liegen. Engagierst Du Dich deshalb auch als Vertrauensfrau bei ZF?
Manuela: Zu vermitteln ist auf jeden Fall eine der ganz wesentlichen Aufgaben von Vertrauensleuten. Wir sind ja so was wie die Schnittstelle zwischen Beschäftigten, Vorgesetzten, Betriebsrat und Hauptamtlichen in der IG Metall. Gemeinsam an dieser Schnittstelle für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen mitzuwirken, ist ein tolles Gefühl.

Wie läuft die Vertrauensleutearbeit ab?
Manuela:
Im besten Fall kommen unsere Kolleginnen und Kollegen mit ihren Sorgen und Nöten auf uns zu und sprechen an, wenn sie Redebedarf haben, weil sie etwas belastet. Dafür sind Vertrauensleute da, wir genießen das Vertrauen der IG Metall-Mitglieder in unseren jeweiligen Bereichen im Betrieb. Wir werden ja gewählt, weil die Kolleginnen und Kollegen wissen, dass wir mit ihren Anliegen vertraulich umgehen und nach Lösungen suchen. Die haben wir zwar auch nicht immer sofort parat, aber wir wissen, wen wir ansprechen müssen.

Du hast heute Mittag aber nicht nur die Kolleginnen und Kollegen aus Deinem Bereich angesprochen und „abgeführt“ …
Manuela (lacht): … nein, ich bin schon seit meiner Ausbildung zur Dreherin 1980 – damals noch im IFA-Getriebewerk ­­– mit kurzen Unterbrechungen im Betrieb und habe schon in unterschiedlichsten Bereichen gearbeitet, in der Instandhaltung für Hydrauliksysteme, in der Fertigung und in der Montage, ehe ich vor sechs Jahren auch aus gesundheitlichen Gründen in die Verwaltung gewechselt bin. Deshalb kenne ich bei ZF sehr viele Kolleginnen und Kollegen. Ich bin in all den Jahren meiner Linie treu geblieben, habe zu allen einen guten Draht, auch wenn ich jetzt nicht mehr am Band stehe und einen Büroarbeitsplatz habe. Das hat mich überhaupt nicht verändert – und ich glaube, das schätzen die Kolleginnen und Kollegen. Und als Vertrauensfrau bin ich ja auch nicht im Bereich Verwaltung zuständig, sondern übergreifend für die Schwerbehindertenarbeit in allen Bereichen.

Du bist auch Schwerbehindertenvertreterin (SBV) bei ZF?
Manuela:
Seit sechs Jahren, ja. Ich betreue die rund 80 Kolleginnen und Kollegen bei uns, die schwerbehindert oder ihnen gleichgestellt sind. Ich helfe ihnen zum Beispiel bei der Stellung von Anträgen, vertrete ihre Position beim Betriebsrat oder unterstütze sie bei BEM-Gesprächen (BEM = betriebliches Eingliederungsmanagement, Anmerkung der Redaktion). Bei der SBV-Arbeit ebenso wie bei der Vertrauensleutearbeit ist es enorm wichtig, dass Worten Taten folgen. Das, was und wie wir es besprochen haben, muss auch so geregelt werden. Zusagen müssen eingehalten werden. Sonst wird man schnell unglaubwürdig und das Vertrauen schwindet.

Zupacken und regeln sind also schon mal wichtige Eigenschaften, die Vertrauensleute mitbringen sollen. Was ist sonst noch wichtig?
Manuela:
Kommunikative Fähigkeiten, zu denen auch gut zuhören gehört und die Bereitschaft, sich auf andere einzulassen. Und ja, Vertrauensleute sollten unbedingt auch authentisch sein. Und ein bisschen Zeit sollte man auch zu investieren bereit sein, die Vertrauensleutearbeit ist ja ehrenamtlich und hört nicht mit dem Schichtende auf.

Die Vertrauensleutearbeit ist nicht Dein einziges Ehrenamt …
Manuela: … nein, ich bin auch noch Ersthelferin, dazu im BKK ZF Verwaltungsrat engagiert oder in der Delegiertenversammlung der IG Metall Potsdam. Dazu organisiere ich mit Nachbarn ein Straßenfest. Und ich habe über 18 Jahre lang gemeinsam mit meinem Mann ehrenamtlich eine Eigeninitiativkita geführt.

Was treibt Dich an?
Manuela:
Die Freude, mitzugestalten. Es gibt genug, die nur meckern und ihre Hände in den Schoß legen. Davon ändert sich aber nichts. Im Gegenteil, das zieht einen nur runter. Wer sich aktiv einbringt, kann mitentscheiden, wo es lang geht. Ganz oder gar nicht, ist meine Devise.

Zur Person:
Manuela Krause (57) ist seit sechs Jahren Vertrauensfrau und Schwerbehindertenvertreterin bei ZF Getriebe in Brandenburg. Soziales Engagement liegt ihr „schon in den Genen“, sagt sie, auch ihre Mutter und Oma waren gewerkschaftlich aktiv und haben ihr das „wohl vererbt“. Gewerkschaftsarbeit ist ihr wichtig, weil sich Arbeitsbedingungen nur gemeinsam verbessern lassen.
 

Von: kk

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